Donnerstag, 13. November 2014

Heimweh-Wetter

Mangels Kinderzimmer und zwecks mehr im Grünen wohnen haben wir unserer wunderbaren Stadtwohnung vor fast einem Jahr den Rücken gekehrt. Unser Umzug aus der Stadt in die Agglomeration hat mich Stadttussi meiner angestammten Biosphäre entrissen. Nach einem holprigen Start - unsere Vormieter haben sich ihr Karma langfristig ruiniert und werden hoffentlich (!) bis auf Weiteres die ausgleichende Gerechtigkeit des Universums zu spüren bekommen - haben wir uns irgendwie zusammengerissen und es ging dann schon so häpp-chläpp. Dann kam der Frühling, man traf draussen tolle Leute und es wurde sogar richtig nett. Und so blieb es den ganzen Sommer lang.

Dieses Dauerhoch zeigte erste subtile Auflösungserscheinungen, als der Detailhändler des Vertrauens den ersten Weihnachtskram aus der Versenkung holte. Also gefühlte fünf Minuten nach den Sommerferien. Endgültig nicht mehr ignorieren lässt sich der fortschreitende Zerfall, seit fast täglich Weihnachtskataloge aus dem Briefkasten quellen. Weihnachtskataloge finde ich ja mega, ich könnte einen ganzen Post mit ihren positiven Eigenschaften füllen! Sie  gehören aber leider in die Saison, in der es zwischen fünf Uhr abends und neun Uhr morgens stockdunkel ist.

Hat man eine kleine Maus von neun Monaten, so ist es nicht ganz einfach, es bei Tageslicht vor die Tür zu schaffen. Denn der Vormittag ist eh schon zu kurz, um all die Handgriffe zu tun, die ein halbwegs in Schuss gehaltener Haushalt so fordern. Und viel zu schnell ist schon wieder Mittag und eine warme Malzeit fällig. Und nach Mittagsschlaf und Zvieri ist nicht mehr viel Nachmittag übrig. Entsprechend findet das Leben vermehrt in den eigenen vier Wänden statt und ist insgesammt etwas besinnlicher und auch einsamer. Ich habe also viel Zeit, um mein geliebtes Schtädtli zu vermissen, mit seiner Weihnachtsbeleuchtung, den Weihnachtsmärkten und geschmückten Schaufenstern.

Eine solche Krise will gemeistert sein. Erstens: Henrik Beldens "Hometown" rauf und runter hören. Zweitens: Die Winterpostkarten von meinem Schtädli anschmachten, bis sie sich fast auflösen. Drittens: Ein Suchabo bei comparis aufgeben und mir bestätigen lassen, dass die bezahlbare Familienwohnung, im Grünen nicht weit vom Zentrum, mit Parkplatz und in der Nähe von Schulen, gleich neben der Stecknadel im Heuhaufen versteckt ist.

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